Immer für die Arbeit erreichbar – Teil 3 VAR

von | 27. Okt. 23. | Testkategorie

Jan Dettmers sagt, dass sie weder einen klaren Zusammenhang zwischen erweiterter Erreichbarkeit und emotionaler Erschöpfung noch einen klaren Zusammenhang zwischen emotionaler Erschöpfung und selbst wahrgenommener Arbeitsleistung beobachtet hätten. „Um von klaren Zusammenhängen sprechen zu können, waren die statistisch messbaren Effekte schlicht zu gering. Allerdings haben wir klare Zusammenhänge gefunden, wenn wir anstelle der emotionalen Erschöpfung als Faktor auf Konflikte zwischen Berufs- und Privatleben geschaut haben. Hier konnten wir einen signifikanten Zusammenhang zwischen der erhöhten Verfügbarkeit für die Arbeit und work- family-conflicts messen. Und diese Konflikte waren wiederum mit einer signifikant schlechteren Einschätzung der eigenen Leistung verbunden.“

„Und auch beim zweiten Teil unserer Untersuchung“, legt Christiane Stempel nach, „fanden wir ein ähnliches Bild: wenn wir auf die erweiterte Erreichbarkeit, emotionale Erschöpfung und Leistung schauen, hatte das Vorbildverhalten der Führungskraft keinen statistisch bedeutsamen Einfluss. Aber wir fanden heraus, dass ein stark ausgeprägtes familien- und erholungsfreundliches Verhalten der Führungskraft den Zusammenhang zwischen Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit und Konflikten zwischen Privat- und Berufsleben aufhebt.“

Jan Dettmers fährt fort: „Zu diesem Zeitpunkt ziehen wir den Schluss, dass ausgediente Arbeitszeit nicht generell ein Stressor sein muss, aber je nach vorliegenden weiteren Rahmenbedingungen durchaus klare Auswirkungen auf den Stresslevel haben kann. Und wir können sagen, dass ein Familien- und Erholungsfreundliches Verhalten einer Führungskraft als Rollenvorbild dienen kann. Das wiederum könnte über ein geringeres Stresslevel positive Auswirkungen auf die Arbeitsleistung haben die wir selbst wahrnehmen“ schließt Jan Dettmers und ich setze, nachdenklich geworden, wie viele Faktoren in diesem Punkt zusammenwirken, hinzu, dass sich daraus jede Menge spannende Fragen ergeben, deren Erforschung uns im Verständnis gesunder Arbeitsbedingungen voranbringen wird.

„Genau!“ lächelt Christiane, während ich mit einem Ohr einen kurzen Gesprächsausschnitt von zwei Bediensteten der Mensa mitbekomme: „So, ich geh dann jetzt… falls noch irgendwas ist, rufst du mich einfach an, okay? Tschüss, bis später.“

Ja, genau, denke ich, bedanke mich für das Treffen und verabschiede mich und versuche, noch etwas von der Hagener Nachmittagssonne zu erwischen.

Die Studie von Dettmers und Stempel können Sie übrigens hier (Link) im Original nachlesen und eine aufbereitete Zusammenfassung hier (Link).

Jens Gantzel

cand. Bachelor of Science Psychologie

Coach und Konfliktmanager, früher Inhaber einer Firma an der Schnittstelle Kreativ- und Werbewirtschaft, in der Freizeit Musiker und American Football-Fan.

Blog-Posts nach Kategorien filtern